Auch weiterhin wird unser Interesse bei den Menschen im Viertel sein. Das ermöglicht uns eine permanente Überprüfung unseres Konzeptes und seine Anpassung an neue bzw. andere notwendige Bedarfe.
Die Träger Netzwerk e.V. – Soziale Dienste und Ökologische Bildung und Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH haben sich als Verbund 2006 mit folgenden Einrichtungen im Sozialraum Köln-Bilderstöckchen zum Familienzentrum Bilderstöckchen (FZB) zusammengeschlossen:
2016 übernahm der Träger Diakonisches Werk die von der Schließung bedrohten evangelische Kita Nathanaël und fügte sie der Einrichtung Am Bilderstöckchen als Dependance hinzu. Seitdem bilden beide Häuser eine insgesamt 7-gruppige Einrichtung. Innerhalb des Diakonischen Werkes kam es 2023 zu einem großen Umbruch. Das Diakonische Werk hat zum 01.08.2023 eine Kita-Tochtergesellschaft gegründet. Aus Diakonisches Werk wurde Diakonie Köln Kitas und Region gGmbH.
In der Kinder- und Familienberatung wurde schnell deutlich, dass es aufgrund der Kontaktbeschränkungen schwierig war, die Beratungsprozesse aufrecht zu erhalten und neue in Gang zu setzen. Das Angebot hatte Bestand, die Nachfrage hat sich allerdings stark verringert. Die telefonische Beratung wurde kaum angenommen. In den Tageseinrichtungen für Kinder wurde in kurzer Zeit allen Familien ermöglicht ihre Kinder zu schicken. Einige besorgte Eltern haben ihre Kinder gar nicht geschickt. Es gab teils große Ängste. Die Kinder hatten in dieser Zeit kaum bis keinen Kontakt zu anderen Menschen. Andere Eltern reagierten mit großer Aggression auf die besondere gesellschaftliche Situation mit ihren Einschränkungen. Nicht wenige Familien hielten sich nicht an die Coronavorgaben. Kranke Kinder wurden teils in die Kitas geschickt. Es wurden zweimal pro Woche Tests durchgeführt. Dies konnte nur bei einem Teil der Kinder geschehen, weil nicht alle Eltern ihre Zustimmung gegeben haben. Allen Familien wurden Masken und Tests kostenlos zur Verfügung gestellt.
Mitte 2021 kursierten erste Gerüchte, dass sowohl der Soziale Dienst als auch die Kinder- und Familienberatung in Bilderstöckchen geschlossen werden sollen. Anfang 2022 wurden aus dem Gerücht feste Pläne. Trotz Proteste der Akteure und Familien aus dem Sozialraum (Petition und Presse) wurden die Stellen der Kinder- und Familienberatung und der Soziale Dienst zum Jahreswechsel 2022/2023 gestrichen.
Mit dem Wegfall der Stellen fehlten wichtige Angebote für den Sozialraum:
Innerhalb des FZB fehlten wichtige Verbund- und Kooperationspartner.
Bei einem Treffen mit beiden Trägern (Netzwerk e.V. und Diakonisches Werk) wurde vereinbart, dass sich die Tageseinrichtung Longericher Straße von Netzwerk e.V. zu einem eigenständigen Familienzentrum zertifiziert. Eine enge Kooperation mit dem FZB bleibt bestehen. Aus der Kinder- und Familienberatung wurde die Kinder- und Familienberatung im Familienzentrum Bilderstöckchen, welche nun für das Familienzentrum Longericher Straße ebenso als wichtige Kooperationspartnerin fungiert.
Durch das Hinzukommen von weiteren Profilbereichen können wir unser bestehendes Angebot außerdem ausweiten. Das Team der Tageseinrichtung Longericher Straße wurde über die Situation und die Maßnahmen informiert. Nach zwei erfolgreichen Teamtagen „Einführung in die Erst-Zertifizierung“ mit einer externen Beraterin für Familienzentren konnten die Sorgen der Umstrukturierung beseitigt werden.
Aus diesem Grund haben wir uns als Symbol des Familienzentrums für den Schmetterling entschieden. Er steht zum einen für die Weiterentwicklung des Familienzentrums bzw. der Familienzentren, aber auch für die Botschaft, dass sich bei uns jeder Mensch nach seinen Bedürfnissen und Interessen entfalten kann und darf und bei uns herzlich Willkommen ist.
Im Mittelpunkt unserer Arbeit im Familienzentrum steht die Familie. Von diesem Standpunkt weichen wir seit nun 18 Jahren, seit der Erstzertifizierung im Verbund 2006, nicht ab. Wir betreuen Kinder, begleiten sie in ihrer Entwicklung und bieten Familien durch niederschwellige Angebote Orte der Begegnung, Beratung und Bildung. Dabei achten wir darauf, dass unsere Angebote stehts bedürfnisorientiert sind. Durch die stetig steigenden Kosten und dadurch resultierenden finanziellen Schief- und Notlagen der Familien bieten wir unsere Angebote immer kostenlos an.
Für die Angebote des Familienzentrums ist es wichtiger denn je darauf zu achten, dass die Angebote niederschwellig und vor allem kostenfrei sind und ein sozialer Austausch möglich ist. Die finanziellen Notlagen der Familien, aufgrund der vergangenen hohen und andauernden Inflation und die in den Medien oft genannte Spaltung der Gesellschaft, machen dies nötig. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Akteure im Sozialraum allen Eltern bekannt sind. Viele Angebote konnten wir nach Corona wieder aufnehmen, wie bspw. die Little Bird-Beratung, Elterncafés mit und ohne pädagogische Impulse, (Eltern-)Kind-Angebote etc. Darüber hinaus haben wir nun eine Sozialberatung installiert, um den Eltern die Möglichkeit zu geben, zu Amts- und Beratungsterminen begleitet zu werden. Außerdem bekommen sie Hilfestellung beim Ausfüllen von Anträgen. Bei Bedarf besucht die Ansprechperson die Familien auch zu Hause. Sie gibt auch gerne Tipps, wie man mit wenig Geld gut durch den Monat kommt.
Eine Kooperation mit dem Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen (BFmF) ermöglicht es uns auch, unsere muslimische Gemeinschaft im Sozialraum anzusprechen und für Angebote und Elternkurse zu begeistern. Aufgrund der oft hohen Nachfrage dieser Angebote finden sie bei unserem Kooperationspartner (FZB) oder in Veranstaltungsräumen unserer Geschäftsstelle statt. Beide Orte sind fußläufig schnell zu erreichen (Iftar Fastenbrechen, Nähen in deutscher und türkischer Sprache).
Aufgrund der langjährigen Erfahrung als Familienzentrum im Verbund können wir auf eine Vielzahl von bereits bestehenden weiteren Kooperationen und Angeboten zurückgreifen. Auch ein funktionierendes Netzwerk aus Kooperationen mit (Grund-)Schulen, Akteuren im Sozialraum und anderen Familienzentren ist eine Bereicherung (AG Kita-Schule, Bilderstöckchen Konferenz, Familienzentrum Kita Haus Adelheid u.v.m.) Unsere Kooperationen orientieren sich an den Bedarfen und Wünschen im Stadtteil und werden dennoch sukzessive erweitert.
Wir achten darauf, dass die Angebote unserer Kooperationspartner in unserem Sozialraum stattfinden, damit sie fußläufig zu erreichen sind. Viele Eltern- und Eltern-Kind-Angebote (Elterncafé, Basteln etc.) finden auch in unserem Haus statt, wobei wir jedoch für viele bewegungsintensive Angebote (bspw. Fußballgarten) auf andere Räume im Sozialraum ausweichen müssen, da unser Haus nicht über eine Turnhalle oder einen ähnlichen großen Raum verfügt. Der grundsätzliche Bewegungsmangel, der zunehmende digitale, oft nicht kindgerechte Medienkonsum der Kinder, Fehlernährung und Corona, bestätigen uns immer wieder, wie wichtig es ist, mit unseren vielfältigen Bewegungsangeboten dem entgegenzuwirken. Dabei ist nicht nur die dynamische, sondern auch die statische Bewegung gemeint.
Deshalb bieten wir durch die Kooperation mit einer Yoga-Lehrerin Frau Langlitz einmal in der Woche Kinderyoga an und schätzen sehr die Kooperation mit KiTTS e.V., die uns Trainerinnen bzw. Trainer zur Verfügung stellen, damit wir Angebote, wie z.B. Fußball spielen, ermöglichen können. Darüber hinaus wird nun mit unserer Yoga-Lehrerin ein Baby-Kind-Yoga-Angebot installiert, um auch Kleinstkindern mit ihren Eltern die Möglichkeit zu geben, sich zu bewegen. Dieses Angebot spricht vor allem Eltern an, die sich noch in Elternzeit befinden.
Das Ziel eines Familienzentrums ist es, Eltern sowohl in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken als auch Eltern zu beraten und Unterstützung zu geben und das in allen Lebensphasen. Darüber hinaus verfolgt unser Familienzentrum das Ziel, Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen zu verbinden, Orte der Begegnung, des Austauschs und gegenseitige Akzeptanz zu schaffen. Im Fokus steht immer die gesamte Familie. Jeder Mensch, sei es ein Kind, Jugendlicher, Elternteil oder ein weiteres Familienmitglied aus der Kita und dem Sozialraum, ist bei uns willkommen, unabhängig von ihrer Weltanschauung etc.
Wir versuchen jedes Angebot für den gesamten Sozialraum freizugeben. Ein weiteres Ziel ist die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf. Zum einen verstehen wir es als selbstverständlich an, ausschließlich 45-Stunden-pro-Woche-Verträge anzubieten. Außerdem versuchen wir stets, Termine im Vor- und Nachmittagsbereich zu planen, damit jeder die Möglichkeit hat, teilzunehmen.
In Zukunft wollen wir den Punkt „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ in den Blick nehmen und uns dort breiter aufstellen. Außerdem wollen wir uns bekannt machen. Viele Akteure im Sozialraum und außerhalb kennen uns als Teil des Familienzentrums Bilderstöckchen. Auch wenn eine enge Kooperation bestehen bleibt, sind wir nun ein eigenständiges Familienzentrum und verstehen uns auch als solches. Dies wollen wir nach außen auch zeigen.
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